Wenn deine Grafikkarte (GPU) überhitzt, drohen Leistungseinbrüche, Abstürze oder dauerhafte Schäden. Besonders bei Spielen, 3D-Anwendungen oder Sommerhitze steigen Temperaturen schnell über 85 °C. Doch keine Sorge: Mit ein paar gezielten Maßnahmen kannst du die GPU-Temperatur deutlich senken und dein System langfristig stabil halten.
Eine überhitzte Grafikkarte erkennt man an lauten Lüftern, flimmernden Bildern, Rucklern oder plötzlich sinkenden FPS. In Extremfällen schaltet sich der PC sogar ab, um die Hardware zu schützen. Die gute Nachricht: Fast immer lässt sich die Temperatur mit richtiger Kühlung, besserem Airflow und angepasster Software wieder in den grünen Bereich bringen.
Wie heiß darf eine Grafikkarte werden?
Die meisten modernen GPUs sind für hohe Temperaturen ausgelegt:
- NVIDIA: 83 °C – 89 °C (je nach Modell)
- AMD Radeon: bis 95 °C GPU-Hotspot (Junction Temperature)
Kurzzeitige Spitzen sind normal. Dauerhafte Werte über 90 °C sollten jedoch vermieden werden, weil sie die Lebensdauer verkürzen. Ideal sind 60 – 75 °C bei Last und unter 50 °C im Leerlauf.
Symptome einer überhitzten GPU
| Anzeichen | Bedeutung |
|---|---|
| Laut aufdrehende Lüfter | Temperatur erreicht Grenzwerte |
| Ruckler oder FPS-Einbrüche | GPU drosselt (Thermal Throttling) |
| Grafikfehler (Artefakte) | Speicherchips überhitzt |
| Spontane Abstürze oder Bluescreens | Schutzmechanismus aktiviert |
| PC startet neu oder friert ein | Notabschaltung durch Übertemperatur |
Wenn du eines dieser Symptome bemerkst, solltest du sofort handeln.
Temperatur richtig überwachen
Bevor du eingreifst, prüfe die tatsächlichen Temperaturen. Gute Tools dafür sind:
- MSI Afterburner (kostenlos, präzise Live-Werte)
- HWMonitor oder HWiNFO
- GPU-Z
- NVIDIA GeForce Experience / AMD Adrenalin
Achte auf zwei Werte: GPU-Temperatur und Hotspot (Junction Temp). Der Hotspot darf rund 10–15 °C über der normalen GPU-Temperatur liegen. Werte über 100 °C sind kritisch.
Erste Hilfe: Lüftung und Staub entfernen
Staub ist der größte Feind der Kühlung. Schon eine dünne Schicht auf Lüftern oder Kühlrippen kann die Temperatur um 10 °C erhöhen.
So reinigst du die Karte sicher:
- PC ausschalten, Netzstecker ziehen.
- Seitenteil öffnen.
- Mit Druckluftspray oder weichem Pinsel Kühlrippen und Lüfterblätter reinigen.
- Auch Gehäuselüfter, Netzteil und CPU-Kühler vom Staub befreien.
Danach starten und Temperatur erneut prüfen – oft reicht das schon.
Airflow im Gehäuse optimieren
Ein schlechter Luftstrom im PC-Gehäuse sorgt dafür, dass warme Luft staut.
Tipps für besseren Airflow:
- Vorne unten kühle Luft ansaugen, hinten/oben warme Luft ausblasen.
- Kabel ordentlich verlegen, damit Luft frei zirkulieren kann.
- Falls nur ein Lüfter verbaut ist: Einen zweiten nachrüsten (Einlass und Auslass).
- Lüfterrichtung beachten: Pfeil auf dem Lüfterrahmen zeigt die Ausblasrichtung.
- Staubfilter regelmäßig reinigen.
Ein optimierter Airflow kann die GPU-Temperatur leicht um 5–10 °C senken.
Wärmeleitpaste und Pads prüfen
Nach einigen Jahren trocknet die Wärmeleitpaste zwischen GPU und Kühler aus. Das erhöht die Temperatur deutlich.
Wenn du dich auskennst:
- Grafikkarte ausbauen.
- Kühler vorsichtig abnehmen.
- Alte Paste entfernen (Isopropanol, fusselfreies Tuch).
- Neue, hochwertige Wärmeleitpaste (z. B. Arctic MX-6, Noctua NT-H1) dünn auftragen.
Auch die Wärmeleitpads auf den VRAM-Chips sollten nicht spröde oder verschoben sein. Diese Wartung bringt oft eine Reduktion von bis zu 15 °C.
Lüfterkurve anpassen
Standard-Lüfterkurven reagieren oft zu träge. Mit Tools wie MSI Afterburner oder AMD Adrenalin kannst du eine aggressivere Lüfterkurve einstellen:
- Stelle sicher, dass der Lüfter nicht im „Silent Mode“ läuft.
- Erhöhe die Lüfterdrehzahl ab 60 °C leicht, ab 80 °C deutlich.
- Teste das Verhalten im Spiel oder Benchmark.
Tipp: Lieber etwas mehr Lüftergeräusch als dauerhafte Überhitzung.
Undervolting – weniger Spannung, gleiche Leistung
Ein Geheimtipp: Undervolting senkt die Temperatur ohne Leistungsverlust.
So geht’s (mit MSI Afterburner oder Radeon Adrenalin):
- Reduziere die Spannung (mV) leicht, z. B. von 1050 auf 950 mV.
- Teste mit 3DMark oder einem Spiel die Stabilität.
- Feintuning: So niedrig wie möglich, so hoch wie nötig.
Ergebnis: Gleiche FPS, aber oft 10–20 W weniger Stromverbrauch und bis zu 10 °C niedrigere Temperatur.
Netzteil und Stromversorgung prüfen
Ein schwaches oder instabiles Netzteil kann die GPU ungleichmäßig versorgen. Das führt zu Spannungsfluktuationen und erhöhter Wärme.
- Stelle sicher, dass das Netzteil mindestens 80 Plus Bronze ist und genügend Leistung bietet.
- Verwende separate PCIe-Kabel für jeden Stromanschluss der GPU.
- Prüfe, ob Stecker korrekt sitzen und nicht wackeln.
Stromverbrauch in Spielen senken
Wenn du häufig spielst, kannst du auch die Leistungsaufnahme reduzieren:
- FPS-Limit aktivieren (z. B. 144 Hz-Monitor → Limit 144 FPS).
- V-Sync oder Adaptive Sync aktivieren.
- Grafikeinstellungen leicht reduzieren (Anti-Aliasing, Schatten).
- DLSS oder FSR nutzen – mehr FPS bei weniger GPU-Last.
Schon kleine Anpassungen bringen die Temperatur schnell um 5–8 °C runter.
Wann du dir Sorgen machen solltest
Kritisch wird es, wenn:
- GPU-Temperatur über 90 °C bleibt, trotz Reinigung.
- Hotspot über 105 °C liegt.
- Der Lüfter dauerhaft 100 % läuft.
- Artefakte oder Freezes auftreten.
In diesem Fall unbedingt die Wärmeleitpaste erneuern, Lüfterlager prüfen oder ggf. die Karte reklamieren.
Hintergrund: Warum Grafikkarten überhitzen
Grafikkarten erzeugen enorme Wärme auf kleiner Fläche. Die GPU allein kann über 250 W Abwärme produzieren. Wird diese nicht effizient abgeführt, steigen Temperatur und Stromaufnahme exponentiell. Ein häufig unterschätzter Faktor ist die Umgebungstemperatur – schon +5 °C Raumtemperatur führen zu +3 °C GPU-Temperatur.
Auch Software spielt mit: Treiber oder BIOS-Profile können zu spät hochregeln. Manche Karten laufen im werkseitigen „Silent Mode“, der Temperaturen priorisiert, um Lautstärke zu senken. Ebenso erzeugen Hintergrundprozesse oder unnötige Overlays (z. B. Discord, GeForce Experience, RGB-Software) zusätzliche Last.
Wichtig: Dauerhaft hohe GPU-Temperaturen beschleunigen die Alterung der Lötstellen (Stichwort Elektromigration) und können VRAM oder Spannungswandler schädigen. Regelmäßige Wartung und saubere Luftführung verlängern die Lebensdauer enorm.
Häufige Fragen zur GPU-Temperatur
Ab welcher Temperatur ist es gefährlich?
Ab 90 °C wird es kritisch, ab 100 °C sollte man sofort eingreifen. Kurzzeitige Spitzen sind tolerierbar, dauerhafte Hitze nicht.
Kann Staub wirklich so viel ausmachen?
Ja. Eine staubige GPU läuft schnell 10–15 °C heißer, weil der Luftstrom blockiert wird.
Hilft ein Laptop-Kühler bei mobilen GPUs?
Ja, besonders bei Gaming-Notebooks. Eine Kühlmatte mit aktivem Lüfter kann 5–8 °C senken.
Sollte ich die GPU undervolten?
Definitiv empfehlenswert. Es senkt Temperatur und Stromverbrauch ohne nennenswerten FPS-Verlust.
Was ist besser: neue Paste oder neue Karte?
Wenn die Karte älter als 3 Jahre ist, reicht meist frische Paste. Erst bei anhaltender Überhitzung trotz Wartung lohnt ein Austausch.
Wie überprüfe ich die Lüfterdrehzahl?
Mit Tools wie MSI Afterburner oder GPU-Z. Achte auf Drehzahlen über 70 % bei Last – bei 0 % im Idle ist das normal (Zero-Fan-Modus).
Zusammenfassung
Wenn deine Grafikkarte überhitzt, liegt das fast immer an Staub, schlechter Belüftung oder veralteter Wärmeleitpaste. Reinige das System gründlich, optimiere den Airflow, prüfe Treiber und passe die Lüfterkurve an. Mit Undervolting und frischer Paste sinken die Temperaturen dauerhaft – ohne Leistung zu verlieren. So bleibt dein PC leise, kühl und stabil, auch bei langen Gaming-Sessions. Wie hoch ist deine GPU-Temperatur aktuell unter Last?





